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Phosphatausträge
In diesem Kapitel soll erläutert werden, welche Austrittspfade aus
einem terrestrischen Ökosystem relevant sind und in welcher Höhe,
Phosphatausträge zu erwarten sind.
P-Entzug durch Pflanzenaufnahme und Ernte
Ein statistischer Dauerversuch über 84 Jahre ergab, daß sich
die P-Bilanz der Ackerkrume bei einer jährlichen Düngung von
12.9 kg P/ha am wenigsten ändert (Fruchtfolge aus Zuckerrüben,
Sommergerste, Kartoffeln, Winterweizen). Bei höherer Düngung
wird Phosphat akkumuliert, bei geringerer wird Phosphat der Ackerkrume
entzogen (WECHSUNG & PAGEL 1993). Der Pflanzenentzug mit der Ernte
kann durch Pflanzenanalyse bestimmt werden. Tabelle 3-2 zeigt den Verlust
von P durch Pflanzenentzug bei durchschnittlichen Ernteerträgen.
Tab. 3-2: Phosphatentzüge wichtiger landwirtschaftlicher
Kulturpflanzen (aus: BERNHARDT 1978, modifiziert)
| Pflanzenart |
Ertrag in
[dt/ha]
|
Entzug [kg P/ha]
|
|
|
|
|
Körner, Rüben,
Knollen |
Stroh,
Blatt |
Gesamt |
| Weizen |
50,00 |
17,00 |
9,00 |
26,00 |
| W.-Gerste |
50,00 |
15,00 |
7,00 |
22,00 |
| Roggen |
40,00 |
15,00 |
4,00 |
19,00 |
| Hafer |
40,00 |
15,00 |
6,00 |
21,00 |
| Körnermais |
60,00 |
20,00 |
15,00 |
35,00 |
| Raps |
30,00 |
24,00 |
11,00 |
35,00 |
| Kartoffeln |
300,00 |
22,00 |
4,00 |
26,00 |
| Zuckerrüben |
500,00 |
22,00 |
17,00 |
39,00 |
| Futterrüben |
900,00 |
30,00 |
13,00 |
43,00 |
| Erbsen/Bohnen |
30,00 |
15,00 |
9,00 |
24,00 |
| Klee/Kleegras |
100 (Tr. S.) |
- |
- |
35,00 |
| Wiesen |
70,00 |
- |
- |
26,00 |
| Mähweiden |
110,00 |
- |
- |
44,00 |
Auswaschung aus dem Wurzelraum
Infolge des hohen Immobilisierungspotentials durchlüfteter, mineralischer
Böden sind die P-Austräge aus der Bodensäule in das Grundwasser
gering. Von allen Hauptnährelementen unterliegt P am wenigsten einer
vertikalen Auswaschung. Nicht grundlos wird bei siedlungshistorischen Untersuchungen
die Phosphatmethode zur Erkennung ehemals besiedelter Flächen eingesetzt
(ZÖLITZ 1980, HEINRICH 1987). Obwohl nicht uneingeschränkt gültig
und immer problemlos interpretierbar, liefert diese Methode dennoch den
praktischen Beweis dafür, daß - selbst nach 1000 Jahren - Siedlungsplätze
wegen der P-Anreicherung und -Immobilität registriert werden können.
In langfristigen Untersuchungen konnte eine maximale Phosphatverlagerung
in 40-60 cm Tiefe nachgewiesen werden (MUNK 1972, SCHEFFER & SCHACHTSCHABEL
1989). Die Analyse von Dränwässern ergab eine rechnerische Auswaschung
von 0.3 kg P/ha*a. Werte in dieser Höhe (0.01-0.4 kg P/ha*a) gibt
auch BERNHARDT (1978) an. Im Untersuchungsgebiet wurde ein Austrag von
0.07 kg P/ha*a auf Ackerböden ermittelt (SCHERNEWSKI 1995). Es ist
jedoch zu beachten, daß selbst diese relativ geringen Austragswerte
von ökologischer Relevanz sind. Für sensible limnische Ökosysteme,
die als P-Senken fungieren, sind Einträge von 50-400 g P/m2 im Holozän
(BERNHARDT 1978) eine erhebliche Eutrophie- rungsgefahr.
Diese relativ geringe Auswaschungsgefahr von Phosphatverbindungen ist
nicht generell gültig. Intensive Gülledüngung auf sorptionsarmen
Standorten kann zu einer erhöhten vertikalen Verlagerung führen.
VETTER & KLASINK (1972, zitiert in HEINRICH 1987) beobachteten in einem
20jährigen Feldversuch eine P-Anreicherung bis in 90 cm Tiefe. FOERSTER
(1973) ermittelte ebenfalls eine düngungsbedingte P-Belastung bis
in 90 cm Tiefe. In flachgedränten Böden können im Dränwasser
nach einer Düngung höhere Phosphat-Austräge vorkommen (WIECHMANN
1972). Auf grundwassernahen Standorten ist eine P-Auswaschung durch reduktive
Freisetzung und Mobilisierung aus Fe(III)-Oxiden möglich (FIEDLER
1994). Saure Hochmoor- und Sandböden unterliegen aufgrund fehlender
Sorbenten bei intensiver Düngung einer P-Verfrachtung aus dem Wurzelraum.
Die anorganischen P-Verbindungen sind in solchen Böden sehr mobil.
Austräge von 6 kg/ha*a und mehr wurden in landwirtschaftlich genutzten
Einzugsgebieten mit Hochmoorböden bereits ermittelt (SCHEFFER 1977).
KRETZSCHMAR (1979) berichtet von P-Verlusten mit Hochmoorabläufen
in einer Höhe von 14 kg P/ha*a. Kalkung und Grünlandnutzung (statt
Ackerbau) reduzieren die Austräge. Trotzdem ist von einer 10-fach
erhöhten P-Verfrachtung, verglichen mit Mineralböden, auszugehen
(SCHEFFER 1977).
P-Verluste durch Erosion
Die P-Verluste, verursacht durch die erosive Verlagerung von phosphatangereichertem
Oberbodenmaterial, sind höher als diejenigen, die durch P-Auswaschung
aus der Bodensäule zu beobachten sind (BERNHARDT 1978, NOLTE &
WERNER 1991, SCHEFFER & SCHACHTSCHABEL 1989, SCHERNEWSKI 1995, WELTE
& TIMMERMANN 1985, WIECHMANN 1972).
Die jeweils verfrachtete Menge ist von der Erosionsintensität
(s. Kap. 7) und dem Phosphatgehalt des erodierten Materials abhängig.
Bei einem zugrundegelegten Oberbodengehalt von 800 mg P/kg und einer Erosionsspanne
von 1 bis 30 t/ha*a errechnet sich ein P-Verlust von 0.8 - 24 kg P/ha*a
(BERNHARDT 1978). MÜLLER (1984) ermittelte bei einem einzelnen Starkregenereignis
einen Phosphatabtrag von 4000 g P/ha.
Die Ablagerung der erodierten Bodenpartikel findet häufig unmittelbar
am Hang statt. Dadurch entstehen P-verarmte Ober- und Mittelhänge,
während Unterhangbereiche und Mulden nährstoffreiches Material
anreichern.
Gewässer können durch Gewässerrandstreifen und Knicks
sowie eine Bodenbearbeitung quer zum Hang wirksam vor Phosphateinträgen
geschützt werden (SCHERNEWSKI 1995, STEINMANN 1991, WELTE & TIMMERMANN
1985).